Christines Kermit!
9. Oktober 2014Grobi mein Kübel
6. Februar 2015Wie um alles in der Welt kommt man darauf, eine Pritsche zu restaurieren? Es gibt im luftgekühlten Bereich sicher kein Auto das unpraktischer ist. Warum? Ist doch klar! Wer möchte denn schon seine Ladefläche mit schnöder Ladung verbeulen? Also bleiben 1,50 Meter auf 2,80 Meter ungenutzt hinter dem Fahrer in seiner engen Kabine. Mitfahrer? Ja, aber maximal zwei. Und das Gepäck? Dafür muss der sogenannte Tresor, der Raum unter der Pritsche, herhalten.
Kein VW mit hohem Nutzwert. Zumindest nicht mehr. Früher verschlissen Handwerker und Bauarbeiter die praktischen Nutzfahrzeuge, heute sind sie dementsprechend selten. Und nicht sonderlich beliebt – aus oben genannten Gründen. Und doch scheint so eine Art Pritschen Schwemme auf uns zuzukommen. Doch was hat mich nun dazu bewogen, einen solchen Bus zu restaurieren? Mit zwanzig habe ich immer von einem Ford Fl00 Pick Up geträumt. Als mir dann 1995 ein Clubkollege die 62er Pritsche anbot, war ich dabei. Das Ding ist zwar ein VW, aber es hat auch eine Ladefläche, und darauf kam es mir an!
Zu meinem Glück war der Volkswagen komplett, denn gerade für die Ladebordwände Ersatz zu finden, ist sehr schwierig. Ich schaffte den fahrbereiten Wagen nach Hause und begann damit ihn zu zerlegen. Beim Entfernen der auf die Ladefläche gezimmerten MDF-Platten kam mir eine Idee. Warum nicht eine Serviceklappe zum Motorraum in den Pritschenboden schneiden? Schließlich kam sogar VW auf diesen Gedanken, wenn auch erst bei der folgenden Modellgeneration. Ich experimentierte freudig herum und fand die Lösung schlussendlich per Zufall auf einem Schrottplatz. Der Kofferraumdeckel eines Audi 80 hatte genau die Scharniere, die mir vorschwebten. Zum einen schwenkt der Deckel halbkreisförmig auf, zum anderen sind die Grundplatten genau rechtwinklig zum Scharnier. Zwei Winkel dienen nun als Befestigungspunkte für die mit zwei Haubenliftern versehenen Mechanismen. Leider kam das Schweißgerät nicht nur bei solch interessanten Aufgaben zum Einsatz, sondern auch bei eher langweiligen. Dazu gehörte die Erneuerung einiger Partien im Unterboden, in den Radkästen und an den Bordwänden. Für diese Arbeiten nahm ich mir viel Zeit. Schließlich sollte alles möglichst perfekt werden. Zudem ersparte ich mir im Winter die Schrauberei. Nicht etwa wegen einer fehlenden Heizung, sondern weil ich quasi im Freien werkelte. Tatsächlich restaurierte ich diesen T1 unter meinem Wohnzimmer. Dieser Raum steht auf Stelzen, ist ein Anbau an das alte Gebäude. Der Platz darunter ist auf drei Seiten geschlossen. Eine Seite ist offen. Richtig offen. Folglich kamen zum Arbeiten nur die Sommermonate in Frage. Kein Wunder, dass die Fertigstellung der Pritsche ganze acht Jahre auf sich warten ließ!
Trotz der widrigen Bedingungen erreichte ich den Punkt, an dem ich den T1-Body zum Lackierer bringen konnte. Der übernahm sämtliche Vorarbeiten und hüllte danach den VW untenherum in Pastellgrün, obenherum in Grau. Während der Blechkörper beim Farbexperten weilte, kümmerte ich mich um die Anbauteile. Sämtliche verchromten Stücke bekamen einen neuen Überzug. Doch nicht nur sie. Auch üblicherweise lackierte Dinge brachte ich zum Galvanisieren. So ziert das glänzende Gewand nun Stoßstangen, VW Zeichen und die Verriegelungen der Bordwände. Eine gute Entscheidung, denn sie tragen eindeutig zum edlen Erscheinungsbild der Pritsche bei. Nicht minder nobel gestalteten sich die Pläne für die Kabine. Graues Nappaleder zieht sich mittlerweile über Sitzbank und Türverkleidungen, die Lenksäule trägt ein hölzernes Nardi-Steuer und zwei VDO-Zusatzinstrumente informieren über den Betriebszustand des 1,8 liter-Typ 4 im Heck. Den kaufte ich als frisch zusammen gesteckten Rumpf samt Gebläsekasten im Porsche-Stil. Dazu gesellen sich nun zwei 40er IDF Weber-Doppelvergaser, ein 009ger-Zündverteiler von Bosch sowie eine speziell angefertigte Edelstahl-Auspuffanlage. Sie ist noch etwas kürzer als ein Käfer-Pendant um unter den T1-Hintern zu passen. So knapp 100 PS sollte die Maschine schon bringen, hoffte ich, doch in Zukunft sollen es noch mehr werden. Dafür ausgelegt ist das Fahrwerk allemal. Vorne sorgt eine verstellbare Vorderachse von Heussner & Stauber für einen niedrigeren Schwerpunkt, hinten reichte das Verdrehen der Torsionsstäbe.
Doch damit nicht genug: ich besorgte mir Schräglenkeraufnahmen von Ahnendorp und verschweißte sie nach mehrmaligem Ausmessen mit der Rahmengabel. Dazu passend flanschte ich ein 1303 SGetriebe an und versah alle vier Ecken mit Scheibenbremsen vom Porsche 944. Die dazu notwendigen Achsschenkel vorne bekam ich von Torsten „Iceman“ Wolf. Schlussendlich vervollständigen Alu-Felgen vom Porsche 964 den Unterbau. Die Räder messen 7 und 8×16 Zoll und tragen 19S/S0er, respektive 205/50er Reifen. Damit hat meine Pritsche beste Voraussetzungen um zum echten Hessen Express zu mutieren.
Heute ist meine Pritsche ein echtes Schmuckstück und leistet uns auch im Verein wertvolle Dienste z.B. bei unseren Treffen als wertvolles Transportmittel. Mittlerweile habe ich auf der Ladefläche ein zusammenklappbares Zelt in dem ich auch auf Käfertreffen sehr komfortabel übernachte.